Es bestätigt sich die bekannte Ansicht, dass die Problematik des Schwunggeschehens bei Golf überwiegend psychischer Natur sei (Pennik). Es wird versucht dies durch Schulung des Bewusstseins und sein harmonisches Angleichen an das Unbewusste zu erreichen; nämlich in besonderen Deutung einer hierarchischer Durchstrukturierung der verschiedenen Bewegungsvorgänge aller beweglichen Körperteile. Nimmt man die 4. Schwachstellen als gegeben, so fordert in einer ersten Bewusstseinsstufe das ICH das Anerkennen dieser bestehenden Neigung (für das Sicherstellen der notwendigen Balance üblicher Bewegungen). Dies erfordert in einem ersten Akt das Unterdrücken dieser Neigung als negativ bewusstseinsbestimmender Faktor. In einer darüber liegenden zweiten Bewusstseinsstufe ist dieses Unterdrücken durch eine positiv bewusstseinsbestimmende Willkür-Aktion des ICH, durch ein Fersen- oder Fussheben dieses von seiner Neigung befreiten Fusses zu ersetzen.



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On Top ist ein Höhepunkt dieser Bewusstseinsänderung, ein die gesamte Körperstabilität betreffendes psycho-motorisches Dilemma erreicht. Über die Art des Abschwungs - dem in Bruchteilen von Sekunden nun ablaufenden Wechselspiel zwischen dem Wollen und dem Müssen - hat eine weitere, dritte Bewusstseinsinstanz zu entscheiden. Für den Bewegungsablauf ist eine besonders difficile Feinabstimmung von Willkür, Wollen und des ICH notwendig. Einer unterbewusst neu wirkenden Balanceregulation müssen einige genetisch angelegte und im Laufe der Entwicklung optimierte Bewegungsakte bewusst unterdrückt (Wollen) und bestimmten Körperabschnitten neue Pendelungen zugeordnet bzw. übertragen werden. Diese haben sich dann folgerichtig dem Erhalten der notwendigen Balance (Müssen) unterzuordnen.

Hat man durch Aneignen dieser notwendigen biomechanischen Bewegungsänderungen für die Balance und das ICH den neuen Bewegungsablauf erreicht, so steht der Betroffene schliesslich in einer Situation somato-analytischen Entscheidungsnotstandes. Dieser zwingt ihn zu einem strategischen Kurzzeitdenken, um seine unmittelbar bevorstehenden Bewegungsabsichten und Ereignisse nach einer den notwendigen Pendelgesetzlichkeiten entsprechenden neuen Ablaufmatrize zu orientieren.

In diesem Stadium ist es notwendig, sich vom physischen (körperlichen) Geschehen soweit zu distanzieren, um sich als gefühlsorientierte Einheit eines um eine senkrechte (an den Füssen und dem Kopf scharnierte) Achse torquierten Gebildes zu fühlen und sich tunlichst von äusseren Faktoren (wie zu überwindendes Wasser, Bunker, Umwelteinflüsse wie Lärm, Irritierung durch den Gegner) völlig abzuschotten, sich unbeeinflusst zu lassen, bzw. abzuschirmen . Deshalb absolute Ruhe während des Schwunges im Gegensatz zum erwünschten Geräuschpegel vollbesetzter Leichtathletik-oder Fussball-Stadien.

Es folgt die Entscheidung zu einer nicht geläufigen, willentlichen Rücktorquierung, von deren Qualität und Stärke es abhängt, wie durch den Schläger der Ball getroffen werden soll. Der Spieler darf in dieser Phase keinesfalls der angeborenen Dominanz der Arme nachgeben. Die gedanklichen Bewegungsimpulse werden nun nicht auf die Hände, sondern auf die linke Schulter, Brust, den Rumpf, rechten Ellbogen und Fussohlen gerichtet. Nur durch Konzentration auf diese Körperteile wird die Rück-Torquierung über eine exakt senkrechte Körperachse möglich.

Auf diese Weise gelingt der ideale Ablauf der Körperpendel beim Durch- und Ausschwung und dem in Eigenfrequenz schwingenden Schläger.

Diese, jahrelang durch wiederholtes Lernen in das Bewegungsbewusstsein aufgenommenen golfspezifischen Bewegungskenntnisse der ersten drei Ebenen, müssen in einer letzten Meta-Ebene derart verarbeitet sein, dass sie schliesslich nur mehr "absichtslos" ablaufen dürfen bzw. müssen. Damit stehen nicht mehr die Wahl der Bewegung, der Bewegungsorgane oder die Planung des Wollens im Vordergrund. "Es scheint einem wie einem Tausendfüssler zu gehen, der sich nicht zu bewegen weiss, weil er sich den Kopf darüber zerbricht, wie und in welcher Reihenfolge er seine Glieder zu bewegen habe". Der Rest der Absichtlichkeit, des Sichbemühens um das perfekte Gelingen der gewollten Bewegungsänderungen, hat sich aufzulösen und in einer absichtlichen Absichtslosigkeit zu sublimieren.

Hier sind keine Entscheidungen mehr gefragt, auf welche kompliziert komplexe Weise die Einzelschritte des Schwunggeschehens abzulaufen haben; das
Ich = Wollen = Sollen ist entscheidend. Wie beim Bogenschiessen das "ES zielt und trifft", so hat auch hier an Stelle des ICH das ES zu treten; sich der Fähigkeiten und Fertigkeiten bedienend, die sich das ICH in langjähriger bewusster Anstrengung angeeignet hat. Auch bei Golf ist das ES nur ein Name für etwas, das man weder verstehen noch erjagen kann, und das nur dem offenbar wird, der es erfahren hat.

Dieser Absichtslosigkeit Absicht zu verleihen wird nur durch einen langwierigen Lernprozess erreicht. Das Ziel ist ein in Einzelstufen neu gewonnenes Pendelprogramm, das Schritt auf Schritt die verfügbaren Extremitäten in wechselndem Einklang mit dem Rumpf zu unterschiedlichen sequentiellen Abläufen zwingt. Resumierend verlangt daher die Golfbewegung eine Änderung der Körper-Balance durch eine stärkere pendelnde Beteiligung der unteren Extremitäten und des Rumpfes, eine Schwung-Rhythmuserweiterung vom üblichen dualen "Kreuzgang-Charakter" der Extremitäten zu einem neu getimten 3-phasigen Rhythmus ("Walzer-Charakter"). Am Höhepunkt des Richtungswechsels
On Top, zwischen Arm- und Körper-Dreieck, startet der Aufhängeapparat Rumpf die Körper-Drehung, um sofort auf den Armblock überzuwechseln und als schwingende Pendelkette in einer Idealfolge den in Eigenfrequenz fliegenden Schläger durch- und ausschwingen zu lassen.