Grundsätzlich besteht das Lernen (Lernempfehlung oder Therapie) der Golfbewegung in einer dauernden Auseinandersetzung von einem psychischem Wollen, gleich einer Willkür, des ICH mit einem physischen balance-gesteuertem Müssen bzw. Können, einem ES, einem passiven Geschehen, dem vor allem die Verinnerlichung (Automatisierung) einer neuen Balancierung des Körpers aufgetragen ist. "Der Mensch ist dasjenige Geschöpf, das mehr will als es kann und mehr kann als es soll". (Wickler W.: Biologie der zehn Gebote) Normalerweise ist die Forderung nach einer Gleichgewichtserhaltung durch die genetisch übernommenen und in der Kindheit erlernten Bewegungskenntnisse unbewusst harmonisch geregelt und automatisch mit jeder Bewegungsabsicht verbunden. Diese genetisch angelegte Form des begleitenden gegenläufigen Balanceausgleichs ist für einen Golfschwung jedoch nicht brauchbar. Der Ausgleich ist durch eine Art Unterdrücken-Wollen bzw. Unterdrücken-Müssen der bisherigen Balance (Kreuzgang) und Aneignen einer neuen Regulation des Gleichgewichts (Passgang) herzustellen. Das unbewusste ES hat daher einen schwierigen psycho-physischen Kampf aufzunehmen (Balance-/Paradigmen-Wechsel von Kreuz-auf Passgang). Die neuen, vorerst bewusst ausgeführten Aktionsänderungen müssen für jede Bewegungsphase ständig und für lange Zeit eingeübt werden, um eine sichere Gleichgewichtssituation zu erreichen. Um diese neue Form des ES zu verinnerlichen, bedarf es eines gezielten Trainings, bis die Bewegung derart eingespielt ist, dass sie "sitzt", also automatitisiert abläuft (vergl. oben: Franck D.: Verhaltensbiologie). Hält man sich die erwähnten Schwachstellen vor Augen, so erscheint es eigentlich nicht schwierig sich vorzustellen, auf welche Weise diesen beizukommen ist. Die Schwierigkeiten bei Golf zeigen sich, wenn man versucht, mit beiden Händen ein angefügtes Etwas - den Schläger - so zu handhaben, dass ein ruhendes Etwas - der Ball - durch eine bestimmte Schwungart und -kraft in Bewegung gesetzt werden kann. In den folgenden Lösungsvorschlägen wird von einem rechtsschwingenden Golfspieler ausgegangen: Der Aufschwung, mit gleichzeitigem Drehen der Arme, soll mit einem bewussten Heben der linken Ferse oder des linken Fusses nach vorne verbunden werden. Mit dieser neuen zu lernenden Handlung des Fusses wird bewusst seiner anlagebedingten, balancebestimmenden Neigung sich nach hinten bewegen zu wollen entgegen gewirkt (Balance-/Paradigmenänderung)

Die eingeschränkte Aufschwungmöglichkeit des Armblocks erweitert sich durch die Verlagerung des Schwerpunkts nach rechts, sodass der Schläger in die gewünschte horizontale Lage - zum Ziel gerichtet - gebracht werden kann; die ideale Startposition zur Erzeugung der Zentrifugalkraft auf den Schläger ist gegeben. Der Aufschwung ist daher nicht nur auf das Aufziehen des Doppelarmes allein zu beschränken, sondern durch Mitbewegung des jeweiligen freien Beines in einer zusätzlichen Bewegung als 3. "Walzer"-Takt zu verbinden. Erst diese gekoppelte Bewegung des Beines mit dem Rumpf verlagert den Körperschwerpunkt in Richtung Auf- und vice versa Abschwung.
On Top wird so die notwendige potentielle Energie erreicht, um beim Down (Rückverlagerung Rumpfschwerpunkts mittels Fersenheben des anderen Fusses) in kinetische Energie umgesetzt zu werden. Die aktive Beugung/Streckung/Drehung (Hybrid) der Arme beim Aufschwung hat dabei durch eine 90° Drehung der Schulter exakt um eine lotrechte Körperachse zu erfolgen (Fixierung des Blicks auf den Ball). Durch Drehung des linken Oberarms bis zum Kinn wird die optimale lotrechte Positionierung der Bewegungs(Körper)achse rechtwinkelig zur Zielrichtung erreicht und ist Vorraussetzung zur Vermeidung eines Shiftings. On Top befindet sich nun nach dieser 3-phasigen Aufschwungfolge der Gesamtkörper in einem Zustand höchster Balancelabilität, der durch den hochgradigen muskulösen Spannungszustand - der Torquierung - noch verstärkt wird und die folgenden Bewegungsakte verunsichert; es hat sich dabei ein starkes Kraftpotenzial aufgebaut, das durch Abschwingen die beabsichtigte Zentrifugalkraft-Wirkung ermöglichen soll.

In diesem psycho-physischem Dilemma hat blitzartig ein Aktivitätswechsel des Armblock-Pendels auf die Körper-Pendel stattzufinden, der eine andere Regulierung der Balance erfordert. Dies soll aber nicht zu einer unkontrollierten Bewegung des Schulter-/Armblocks führen. Vielmehr ist On Top durch einen alle Extremitäten unterschiedlich treffenden Bewusstseinsakt zu erreichen, dass die ursprüngliche Aktivität der Arme sich zuerst auf den Rumpf auszuwirken hat (ausgehend von rechter Sohle über Knie auf die Hüfte und Arme).
Auszugehen hat diese Bewegungsphase des Abschwingens vom rechten Fuss bzw. Fusssohle aus: durch Innervierung einer Muskelgruppe (M. semitendinosus und semimembranaceus), die von der Innenseite des jeweiligen Knies zum Beckenboden ziehend die Hüfte dreht, dann auf die linke Schulter und Brust, und schliesslich mit den Armen auf den locker gehaltenen Schläger übergreift. So können beide Pendelblöcke dreiphasig (eins-zwei-drei oder i-gni-tion) gemeinsam ablaufen, den Impact ausführen und im
follow through über die Schulter hinaus schwingen.


Macht man sich diese analysierenden Betrachtungen über die physikalischen Zusammenhänge dieser neuen Bewegungen und ihre Auswirkungen auf den gesamten Körper zu eigen, so stellt sich die Frage, was an dem gewohnten und vertrauten Bewegungskonzept - dem ES - beibehalten oder verändert werden muss, um zu diesen neuen ungewohnten Pendel-/Schwungkombinationen zu gelangen. Ein Erfolg kann schneller gelingen, wenn man sich über genetisch geprägte, in der Jugend erlernte und perfektionierte Bewegungsabläufe im Klaren ist; sie dann psychisch-physisch verarbeiten und entsprechend ändern kann. Dazu ist das bisher bestimmende ES bewusst zu unterdrücken um dann durch neu zu erwerbende, golfspezifische Ausgleichspendelungen ersetzt zu werden (Balance-/Paradigmenänderung, neue Hardware verlangt neue Software).

Dieser Ablauf ist zwingend, um nicht in die, vom genetisch angelegten Bewegungsrhythmus abweichende Gewichtsverlagerung des Rumpfes und des Schulter-/Armblocks, in den üblichen, dualen Bewegungsrhythmik zurück zu fallen. Nur dieser Bewegungswechsel erreicht, dass sich die Pendelblöcke von Rumpf bzw. Extremitäten nicht gegen, sondern eigentlich nacheinander bewegen lassen.