Aufgrund der beschriebenen Problematik beim Golfschwung zeigt sich, dass die notwendigen Bewegungsabläufe so stark vom Üblichen abweichen, sodass sich folgende Schwachstellen ergeben:

Die
erste Schwachstelle liegt beim Armblock (Vereinigung der beiden Arme zu einem Griff), nämlich beim Drehen, Auf- oder Abschwingen desselben. Aufgrund der genetisch angelegten Neigung (balancebedingt), das Schwingen dieses Blocks durch eine gegenläufige Bewegung des korrespondierenden Beines zu kompensieren, erscheint diese Schwachstelle als nicht vorhanden. Erst durch den beim Golfschwung fixierten Stand gerät die Balance ins Schwanken, da eine ausgleichende Bewegung der Beine blockiert wird.
Die Behinderung dieser Neigung hemmt den Bewegungsverlauf beim Aufschwung und in der Folge beim Abschwung den Versuch mit dem Schlägerkopf den Ball zu treffen. In erster Linie betrifft diese Behinderung durch den Armblock also die Balance, da zum Erhalt des Gleichgewichts nicht wie sonst ein freier Arm zur Verfügung steht und ein Ausgleich mittels der Beine - wie z.B. bei Tennisspielern mit Doppelgriff - nicht möglich ist.

Der Mensch muss zwar nicht immer seinen genetischen Programmen gehorchen, es fällt ihm aber unendlich schwerer gegen seine angeborenen Neigungen zu handeln (D.Franck: Verhaltensbiologie, dtw 1985)


Die
zweite Schwachstelle ist eine Folge der erwähnten Behinderung. Wird diese nicht durch ein zusätzliches Fersenheben korrigiert, ist sowohl der Aufschwung selbst, als auch die sich für das Einleiten des Abschwungs (on top) bewegende Körpermasse betroffen (eine balanceorientierte Positionierung wäre nicht mehr möglich). Es bedarf einer Erweiterung des festgelegten 2-Takt-Rhythmus der Extremitäten (vergl. gegenläufigen Rhythmus beim Kreuzgang) durch einen mitläufigen 3-Takt-Rhythmus. Dieser zusätzliche Takt wird durch das Heben der Ferse erreicht, damit der Körperschwerpunkt tatsächlich verlagert, und der Schwungbogen erweitert werden kann. Diese willentlich vorzunehmende Änderung der Fussposition, einer 3. Schwungphase gleich, hat man sich beim Auf-, bzw. Abschwung somit als dreiphasigen Rhythmus vorzustellen um ihn bildmässig zu erfassen und sich ins Bewegungsgedächtnis einzuprägen.

Eine
dritte Schwachstelle ergibt sich durch die seit der Aufrichtung des Körpers erreichte Dominanz der oberen Extremitäten.
Normalerweise besteht eine grob- und feinmotorische Überlegenheit der oberen Extremitäten, v.a. der Hände. Sie beherrschen nahezu alle Bewegungen im Alltag. Ihre Perfektionierung bildet die Voraussetzung für alle menschlichen manuellen, also auch sportlichen Handlungen und Leistungen.
Diese für einen Golfschwung kontraproduktive Neigung äussert sich besonders beim Abschwung durch den Versuch, ihn vorwiegend mit den Händen und Armen ausführen zu wollen.

Die natürliche Annahme, dass ein kräftiger Einsatz der Arme und Hände den Abschwung verstärkt, bewirkt das Gegenteil: die Dominanz behindert den nötigen (pendelbedingten) Wechsel des Krafteinsatzes auf die Hüfte und deren Verlagerung des Schwerpunkts zum Ziel. Es entsteht daher das fatale Erscheinungsbild des reverse pivot (Resultat der falschen Gewichtsverlagerung), eine Irritierung der gesamten Balance, was zur multifunktionell störenden Beeinflussung des geplanten, erweitert pendelnden Schwungbogens führt. Die Neigung den Abschwung zuerst durch die Arme einleiten zu wollen verstärkt zusätzlich die rationale Vorstellung, nach dem follow through die Arme mit dem Schläger in einem grossen Schwungbogen weit über der (linken) Schulter ausschwingen zu lassen.


Die
vierte Schwachstelle entsteht durch die Koppelung der Arme und dem Einfluss auf die unterschiedlichen Reaktionen der jeweiligen Ab- und Adduktoren von einzel handelden Armen (Lateralisation).
Normalerweise erfolgt das Drehschwingen eines Armes mit einer balanceausgleichenden Gegenbewegung des anderen Armes (z.B. Bowling).
Gekoppelt streben sie daher eigentlich auseinander. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit diese gegengerichtete Bewegungsneigung jedes Armes den Golfschwung beeinflusst. Dazu eine Übung: Man überlässt vorerst nur einem Arm die Drehung/Beugung und nimmt den anderen nur locker mit; so wäre beim Aufschwung der rechte Arm, beim Abschwung der linke aktiv. Danach werden beide Arme gleichermassen eingesetzt.

Damit hätte man einen Teil der Selbsterziehung erreicht, die der aktivste Teil unseres Trainings ist und der wir uns häufiger bedienen als unseres biologischen Erbes (M. Feldenkrais).